Kann mein Schwiegervater mein leiblicher Vater sein?

  • Ich stecke in einer verzwickten Situation und ich weiß nicht, was ich tun soll. Aber mal von vorn:

    Ich weiß, dass ich als Baby adoptiert und dass ich an dem und dem Tag im Klinikum eines bestimmten Ortes geboren wurde. Zur Abholung durch meine Adoptiveltern wurde ich in ein anderes Klinikum in einem benachbarten Bundesland gebracht.

    Meine Adoptivmutter erklärte mir, dass es an beiden lag, dass sie keine eigenen Kinder bekommen konnten. Am 07.10.2018 bin ich 28 Jahre alt geworden, ich bin mit meinem Freund seit fast zwei Jahren zusammen und er kommt aus diesem benachbarten Bundesland. Als wir uns kennenlernten, erzählte er, dass auch er als Baby adoptiert worden war. Gleiches Schicksal verbindet.

    Ich habe seine Eltern kennengelernt. Meine Schwiegermutter zuerst und ich habe schnell gemerkt, dass sie total in Ordnung ist. Der Knackpunkt ist jedoch Folgender:

    Der Schwiegervater kam erst nach einer Stunde von der Arbeit zurück. Ich saß mit dem Rücken zu ihm und unterhielt mich mit meiner Schwiegermutter. Er sprach mich an und ich stand auf und drehte mich um.

    Ich kannte ihn vorher nicht, hatte auch gar nicht die Möglichkeit, ihn einmal irgendwo zufällig gesehen zu haben und in diesem Moment wo er vor mir stand hatte ich nicht ansatzweise die Suche nach meinen leiblichen Eltern im Hinterkopf.

    Da stand ein Mann, zu dem ich rasend schnell ein enges Vertrauen aufbaute. Er schüttelte mir die Hand aber zog mich gleich in eine kleine Umarmung, oder sagen wir mal, er drückte mich kurz und legte seine Hand auf meine Schulter. Er kam mir so sehr bekannt vor, dass ich intuitiv sofort sagte: „ Ich kenne Sie irgendwoher.“ ?(

    Sowohl meine Schwiegermutter als auch mein Freund haben an den darauffolgenden Wochenenden, an denen wir sie besucht haben, bemerkt, dass ich und mein Schwiegervater extrem viele gleiche Marotten und Angewohnheiten haben, was extrem gruselig ist. =O Klar gibt es auch Sachen, die uns voneinander unterscheiden, aber das ist die Minderheit.

    Kürzlich musste meine Schwiegermutter an dem Wochenende, an dem Schwiegervater seinen Geburtstag feiern wollte, in eine Augenklinik, sodass ich mit meinem Freund und meinem Schwiegervater allein in der Wohnung war und er von sich aus angefangen hatte, alte Dokumente von sich und seinem früheren Leben zu zeigen und von damals zu erzählen. Mein Freund verlies dann irgendwann den Raum, um sich im Gästezimmer mit einem Bier vor den Fernseher zu setzen.

    Mein Schwiegervater erzählte dann viel privatere Dinge, u.a. von den Adoptionsunterlagen meines Freundes und dass er zuerst als Pflegekind bei Ihnen war und es eine Weile dauerte, bis dessen leibliche Mutter (nach der sich mein Freund erkundigen und auch kennenlernen will) ihr Einverständnis zur Adoption gegeben hat. Er erzählte sogar, dass es seiner Frau unmöglich gewesen sei, Kinder zu bekommen, weil sie als Kind sehr oft im Bauchraum operiert werden musste und daher irgendwie alles falsch liegt und durchwurschtelt wär. Ich kann es nicht mehr genau wiedergeben, aber er hätte wohl Kinder zeugen können.

    Ich erzählte daraufhin, dass ich in diesem einen Ort im Spital geboren wurde, aber zu meiner Adoption in ein anderes Bundesland gebracht worden war. Mein Schwiegervater meinte dann, das sei schon relativ seltsam. Dann erwähnte er, dass er zu der Zeit um 1980-1982 als Gefreiter in der Armee in eben jenem Ort stationiert war, in dem ich geboren wurde. :huh:


    Er gab mir seinen Wehrmachtsausweis zum Anschauen. Ich blätterte darin herum, aber fand den Eintrag nicht. Ich fragte ihn, ob er sich sicher sei, dass er wirklich in dem Ort stationiert war. Er bestätigte das. In den darauf folgenden Jahren wurde er noch ein paar Mal einberufen, aber an anderen Orten eingesetzt.

    Ich fragte ihn, ob er jemals wieder nochmal in dem Ort war, wo ich geboren wurde, genauer gesagt im Herbst des vorherigen Jahres. Mein Schwiegervater antwortete nicht sofort auf die Frage, sondern erst nach ca. 30 Sekunden und verneinte meine Frage. ?(

    Es war keine komische Situation für mich, weil es sich für ihn so angefühlt haben musste, als ob ich ihn für meinen leiblichen Vater halten würde und er in dem Moment wohl richtig überlegt haben musste, was er sagt. Mir kam es vor, als ob er was verschwieg, zum Wohle seines Sohnes und seiner Frau.

    Ich frage mich ernsthaft, ob er es extra nicht gesagt hat, weil sein Sohn/mein Freund im Flur gewesen sein könnte und Fetzen vom Gespräch gehört hat?

    Weil es passt alles verdammt gut zusammenpassen und es ist einleuchtend.

    In meiner Geburtsurkunde steht bei Mutter „anonym“ und bei Vater „unbekannt“.

    Ich hätte durchaus durch eine Affäre eines verheirateten Mannes mit einer jungen Frau entstanden sein können. Dadurch würden sich zumindest die Einträge in meiner Geburtsurkunde erklären.

    Es kann natürlich auch sein dass ich mich verrenne, aber ich will doch auch meine leiblichen Eltern kennenlernen. Sei es auch nur der Vater, weil das ist mir am Wichtigsten, weil mein Adoptivvater nämlich schon seit 23 Jahren tot ist.;(

    Es kann auch sein, dass ich mich so in diese Vorstellung verrannt habe, dass er mein leiblicher Vater sei, weil er jetzt aktuell meine einzig verbliebene männliche Bezugsperson ist.

    Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, wer meine leiblichen Eltern sind. Aber so mit einem „anonym“ in der Geburtsurkunde habe ich bei einem Jugendamt doch keine Chance, meine Eltern zu finden, oder?

    Folgende Sachen sprechen für mich dafür, ihn um eine DNA-Probe zu bitten:

    -        Er war mir vom ersten Augenblick extrem bekannt vorgekommen, so als ob mein Unterbewusstsein mir ein Signal geschickt hat, dass er es ist. :)

    -        Auch Angewohnheiten sind vererbbar und die Anzahl unserer Gemeinsamkeiten ist sehr sehr hoch.

    -        Er war in meinem Geburtsort als Gefreiter in der Wehrmacht stationiert und wollte nicht antworten, als es um die Frage ging, ober er im Herbst 1989 nochmals dort war.

    -        Seine Frau kann keine Kinder bekommen, er jedoch kann Kinder zeugen. Ergo wär es möglich, dass er sich eine Affäre mit einer ledigen jungen Frau gesucht haben könnte, dann jedoch der Adoption meines Freundes zugestimmt wurde, und er meine leibliche Mutter verlassen haben könnte, obwohl diese inzwischen schwanger war.

    -        Ich wurde zu meiner Adoption von meinem Geburtsort in ein andere Bundeslands gebracht, in dem er ‚zufällig‘ lebt.

    -        Schwiegervater hat die Blutgruppe A1D, also A Rhesusfaktor positiv, sein Kell-Faktor ist mir leider unbekannt. Es macht genetisch Sinn, dass er mein Vater sein kann. Weil ich habe die Blutgruppe AB D Kell negativ.

    Ich überlege hoch und runter ob ich ihn nach seinem vorhandenen Kell-Faktor frage und dann im Internet recherchiere, ob eine Vaterschaft seinerseits möglich sei.

    Oder soll ich ihn direkt mit meiner Vermutung konfrontieren und ihn nach einer DNA-Probe zu fragen um durch einen negativen Vaterschaftstest entweder unsere Beziehungen zu retten?

    Was soll ich tun? Bitte helft mir.

    Ich danke Euch im Voraus,

    Eure Emilia

    When you eliminate the impossible, whatever remains, however impropable, must be the truth. (Sherlock Holmes in "The Sign of Four")

  • Hi,


    ein paar grundsätzliche Ausführungen zu Adoptionen. Heute gibt es drei verschiedene Optionen: die voll anonyme, die halb offene und die offene. Früher gab es nur die erste Alternative, nach der offensichtlich deine Adoption erfolgte. Ob es seinerzeit schon die anderen gab, keine Ahnung. Aber, es kann letztlich dahingestellt bleiben. In diesen Fällen gibt es keine Auskünfte. Nicht einmal die Adoptiveltern bekommen die. Die Auskunft lautet dann in etwa: biologische Mutter ist Studentin, Vater ....? Mehr läuft da nicht. Das Jugendamt darf da nichts preis geben.


    Es ist zumindest in Deutschland üblich, dass mindestens ein Jahr das zu adoptierende Kind erst einmal "probeweise" in die neue Familie aufgenommen wird. Einmal, weil die biologischen Eltern Bedenkzeit haben, aber auch, um zu schauen, ob es klappt. Also eine direkte Adoption nach der Geburt gibt es nicht, gab es zumindest seit 60 Jahren in Deutschland nicht. Alles ein ganz normaler Vorgang, was du hier beschreibst.


    Vielleicht bekommst du Akteneinsicht beim früheren Vormundschaftsgericht, heute ins Familiengericht integriert.


    Das ist die juristische Seite.


    Nun zur menschlichen. Verbeiße dich nicht zu sehr in etwas. Menschliche Übereinstimmungen müssen nicht nur Blutsverwandtschaften zum Grunde haben. Vielleicht macht der Schwiegervater ja freiwillig einen Gen-Test? Muss er aber nicht. Vielleicht ist es auch einfach besser, sich an der Übeereinstimmung auf menschlichem Gebiet zu freuen.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo Timekeeper,


    ich bedanke mich für deine Geduld, meinen langen Text zu lesen :-)


    Konkret also:

    aktueller Wohnort in Senftenberg, Landkreis Oberspreewald -Lausitz, Bundesland Brandenburg

    geboren in Spremberg, Landkreis Spree-Neiße Bundesland Brandenburg,

    adoptiert und 1. Wohnsitz in Hoyerswerda, Landkreis Bautzen, Bundesland Sachsen, -> Familiengericht


    Ich gehe davon aus, dass ich meine Geburtsurkunde benötige, in der meine Adoptiveltern stehen und den Adoptionsurteil/-vertrag.


    Von der menschlichen Seite aus betrachtet hast du natürlich Recht. Er ist ein klasse Mensch, mit dem man sich wirklich tiefgründig unterhalten kann (er ist Sternzeichen Fisch, ich Waage) und man stets auf einen gemeinsamen Zweig kommt. Ich werde ihn dennoch nach einem Gen-Test fragen und vorher nochmal unter 4 Augen mit ihm sprechen, weil ich Gewissheit haben möchte.


    Liebe Grüße,

    Emilia

    When you eliminate the impossible, whatever remains, however impropable, must be the truth. (Sherlock Holmes in "The Sign of Four")