Trennungs bzw nachehelicher Unterhalt

  • Guten Abend,


    ich benötige einen Ratschlag, da ich nicht mehr weiß was ich machen soll. Ich versuche es mal mit einer kurzen Zusammenfassung.


    Mein Name ist Birgit und ich habe mich im Januar 2018 von meinem Mann getrennt. Die Ehe war alles andere als gut. Mein Ex-Mann ist spielsüchtig und dadurch war unsere Ehe geprägt von Lügen und betrügen. Wir haben uns 2006 kennengelernt und Ende 2007 geheiratet. Vom 1. Tag an war alles irgendwie komisch aber ich war zu verliebt um zu merken was falsch war. Erst als mir Geld und Schmuck fehlte, kam ich so langsam dahinter. Im Laufe der Jahre wurde immer wieder geklaut. Selbst vor dem Schmuck meiner Kinder oder Portmonees meiner Freunde wurde nicht halt gemacht. Leider habe ich das mit meinen Freunden erst hinterher erfahren. Es wurde sich eine große Menge Geld bei einem Freund geliehen und nicht mehr zurück gezahlt. Es wurden Sparschweine vom Verein geknackt und ich habe dafür gesorgt, dass die Leute das Geld zurück bekamen. Leider hat sich auch ein Haufen Schulden angehäuft. Ich habe immer wieder alles versucht zu stopfen aber irgendwann aufgegeben. Mein Ex war immer wieder arbeitslos und da er nichts gelernt hat, hat er auch nie viel verdient. Ich wurde in der Ehe, vor allem wenn er getrunken hatte, erniedrigt und auch mal geschlagen. Er hat mich in der Wohnung eingeschlossen,das Festnetz demoliert, mir Handy,Portmonee und Schlüssel geklaut und ist dann abgehauen. Gott sei Dank hatte ich noch mein Tablett über das ich meine Kinder und Freundin informieren konnte. Immer wieder gab es verbale Angriffe bis ich mich endgültig getrennt habe. Wir haben noch bis April 2019 in der gemeinsamen Wohnung gelebt. Ich habe bis dahin keinen Unterhalt bekommen sondern nur etwas Geld für meinen Einkauf und Sprit. Im August 2018 ist mein Ex mir gegenüber noch mal handgreiflich geworden. Er hat mir dabei den Hals aufgekratzt (Foto wurde gemacht). Ab April bis Januar 2020 habe ich Trennungsunterhalt bekommen. Mein Ex stellte den Unterhalt dann einfach ein. Eine Erklärung gab es für mich bis dahin nicht. Ich habe natürlich meinen Anwalt informiert. Ich bin seit letztes Jahr April krank geschrieben weil mich diese Ehe wirklich fertig gemacht hat. Durch das Krankengeld habe ich nicht mal den Selbsterhalt. Heute nun kam ein Brief von seinem Anwalt. Mein Ex hätte den Unterhalt einbehalten, weil ich schließlich die Hälfte der Kaution einbehalten hätte. Die Kaution wurde von einem Teil meiner Abfindung bezahlt. Die hat sein Anwalt damals selber mit mir durch geboxt. Dann hätte er 3 Monate eine Pfändung auf seiner Abrechnung , die ich verursacht hätte. Die Pfändung hat nichts mit mir zu tun- Er hat 2011 illegal Musik herunter geladen und daher stammt die Geldforderung. Es läuft ja auch schließlich auf seinen Namen. Dann wurde noch angemerkt, das ich schließlich mit meinem Freund zusammen lebe. Ich bin wegen dieser Ehe weg gezogen. Ich habe meine Freunde, Kinder und Familie verlassen in der Hoffnung hier zur Ruhe zu kommen. Mein Freund und ich hätten uns sonst Zeit gelassen. Ich habe heute meinen Anwalt gesprochen und ihn gefragt was ich gegen meinen Mann unternehmen kann und er sagte "Nichts". Mich macht das ganze fix und fertig. Nicht nur das finanzielle sondern auch die ganzen Lügen. Kann ich mich nicht irgendwie wehren? Geht nicht mein Unterhalt vor einer Pfändung vor?

    Entschuldigt wenn ich etwas hin und her springe in meinen Sätzen aber ich bin echt aufgebracht.


    Für Antworten danke ich euch schon jetzt und wünsche ein schönes Wochenende.

    Birgit

  • Hi,


    ich staune immer wieder, wie lange Menschen in einer zerrütteten Ehe/Beziehung bleiben. du hast es jahrelang gewusst, immer weiter mitgemacht, der Fachmann nennt so etwas Co-Abhängigkeit. Es hat jetzt aber keinen Sinn, über die Vergangenheit zu jammern. Fakt ist, dass ihr jetzt seit ca. 2 Jahren getrennt lebt, ein Anspruch auf Unterhalt in der Regel nur für ein Jahr besteht. Wie du früher deine Abfindung in die Ehe eingebracht hast, das interessiert hier auch nicht, es wurde dann gemeinsam gewirtschaftet. Ob wir eine Aufrechnungssituation haben, ist schwer einzuschätzen, da insoweit deine Angaben doch sehr allgmein sind. Und nach einem Jahr der Trennung besteht im Prinzip sowieso kein Unterhaltsanspruch mehr.


    Ich weiss, dass meine Antwort bitter für dich ist. Glaub mir, ich hätte dir gerne eine bessere Antwort gegeben. Aber das Scheidungsrecht ist nun mal kein Abstrafmodell für mißratene Ehepartner. Wo leben denn die Kinder? Noch beim Mann? Darum würde ich mir viel mehr Gedanken machen.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo Birgit,


    keine schöne aber auch nicht seltene Geschichte. Du hast ja von TK und deinem Anwalt schon Antworten erhalten.

    Wie lange hätte dein Ex laut Scheidungsfolgevereinbarung zahlen müssen?

    Ich persönlich würde kein Interesse mehr an der Unterstützung durch solche Menschen haben wollen.

    Du schreibst ja selber, das dich diese Beziehung sogar krank gemacht hat.

    Also schau nach vorne und lass dich nicht durch die Vergangenheit runterziehen.


    Gruß frase

  • Hallo ihr beiden,


    vielen Dank für eure Antworten. Ich bin noch immer so wütend und fassungslos über seine Lügerei. In der Trennungsvereinbarung steht, das er bis zur Rechtskräftigkeit der Scheidung bezahlen muss. Ich bekomme Unterhalt erst seit April 2019. Wie bereits geschrieben, habe ich alles bezahlt und nur ein Minimum zum einkaufen bekommen. Er hat so viel aus der Ehe mitgenommen. Kam mit nichts und ist mit viel gegangen. Er hat bis auf das Schlafzimmer alles mitgenommen und nun muss ich mir auch noch das alles gefallen lassen???

    Meine Töchter sind übrigens aus meiner 1. Ehe und inzwischen erwachsen und verheiratet. Um die beiden brauche ich mir Gott sei Dank keine Sorgen machen. Sie stehen mit beiden Beinen im Leben.


    Ich bin froh wenn ich das alles hinter mir lassen kann.


    Liebe Grüße

    Birgit

  • Hi,


    du bist wütend, das ist klar, wahrscheinlich primär auch auf dich selbst, dass du diesen Zirkus so lange mitgemacht hast. das ist jetzt nicht zu ändern, das ist vorbei. Ich geb dir in diesem Zusammenhang einen Tipp: Wut ist etwas, was man braucht, um sich abzureagieren. Aber, Wut ist auch etwas, was einen selbst beherrscht. Du hast über Jahre zugelassen, dass er dich bescherrscht. Und jetzt lässt du zu, dass Wut dich beherrscht? Das kann doch nicht wahr sein. Du musst dir etwas Souveränität anerziehen, sonst gehst du an deiner Wut auf dich kaputt, glaub es mir mal.


    Wieso hast du zugelassen, dass er deine Möbel mitnimmt, die du vor der Ehe angeschafft hast? Das ist auch so ein Punkt, es hat keinen Sinn, sich jetzt im nachhinein darüber aufzuregen. Und es macht wenig Sinn, Sachen miteinander zu vermischen. Ob es rechtens war, die Hälfte der Kaution einzubehalten, das wissen wir nicht. wir kennen nicht die Scheidungsvereinbarung. Wir wissen nicht, ob hinsichtlich des Unterhalts eine Vollstreckungsklausel da ist. Nur, selbst wenn, sein Konto ist doch schon dicht.


    Dein Anwalt kennt die Vereinbarung, er kann abschätzen, ob dieses Einbehalten des Geldes rechtens war oder nicht. Wir in Ermangelung von Infos nicht.


    Herzlichst


    TK

  • Guten Morgen Birgit,

    Ich bin froh wenn ich das alles hinter mir lassen kann.

    Er hat bis auf das Schlafzimmer alles mitgenommen und nun muss ich mir auch noch das alles gefallen lassen???

    ich schaue ja von aussen auf deine Schilderung. Für mich ist es leichter meine Meinung zu schreiben, ich bin ja nicht betroffen.

    Die beiden Zitate von dir habe ich nochmal ausgewählt, weil Sie auch einen Widerspruch enthalten.

    Ein klarer Cut ist nicht so einfach, er geht auch nicht schnell, er kann auch nur gelingen, wenn man die "alten Dinge" hintersich lässt.

    Ich könnte z.B. nicht im Schlafzimmer schlafen, welches mich immer an solche Altlasten erinnert.

    Sei froh, das er den andern Möbelkram mitgenommen hat, würde dich immer nur an die schreckliche Zeit erinnern.

    Das Problem mit der Kaution, ihr habt mal gemeinsam gewirtschaftet, alles in einen Topf sozusagen.

    Ja, er hat sich mehr aus diesem Topf bedient, du hast mehr reingeworfen, das ist jetzt aber vorbei.

    Natürlich versucht dein Ex, sich da noch weiter zu bedienen, du hast es ihm ja immer ermöglicht.

    Diese Aktion von Ihm führt es dir nochmal vor Augen, was Spielsucht für Blüten treibt.

    Sei froh, das er dich nicht finanziell vollkommen ruiniert hat, das du keine weiteren Schulden über Jahre mehr für Ihn mit abtragen musst.

    Ja, du ärgerst dich und ich verstehe dich auch, du hast aber ein neues Leben vor dir, freue dich darauf.


    Schönen Sonntag, frase

  • Hallo zusammen,


    zunächst zum Schlafzimmer...In diesem hat er nie geschlafen. Wir hatten schon lange getrennte Zimmer. Zu den Schulden....ich habe wegen ihm einen Haufen Schulden und werde deshalb in die Insolvenz müssen. Ich habe immer und immer wieder versucht die Löcher zu stopfen. Zur Kaution....nur ich stehe im Mietvertrag. Als er ausgezogen ist, hatte ich eigentlich noch vor in der Wohnung zu bleiben. Nach langer Überlegung bin ich 400 km weit weg gezogen. Zu seinem Einkommen.....mittlerweile hat er einen guten Job und kriegt das doppelte von mir. Als darf ein Ex-Mann sich nehmen was er will. Er durfte mich schlagen einsperren usw und kommt ungestraft davon? Mich macht das fassungslos....sorry

    Gut das ich Ihn nicht mehr ertragen muss und einen wundervollen Mann kennengelernt habe.

  • Hi,


    er wäre längst verurteilt. Aber wenn er nicht angezeigt wird, dann passiert da auch nichts. Zwar kann man eben fünf Jahre anzeigen, nur nach längerer Zeit ist gerade in dem Bereich häuslicher Gewalt ist praktisch nichts mehr nachvollziehbar. Zumal ja einfache Körperverletzungen letztlich als verziehen gelten, wenn sie innerhalb des familiären Umfeldes geschehen und eben nichts passiert. Und - ein Ex-Partner kann/darf sich so viel leisten, wie man zulässt. Du hast viel zugelassen. Folglich durfte er das. Sorry, so etwas passiert einmal, und dann ist man weg. Und nicht wie du das gemacht hast.


    Wie willst du nachweisen, dass er am Tag xy vor 3 Jahren dies und jenes gemacht hat? Der Fachmann nennt diese Fälle die "Biene Maja Fälle." ........ Wie sang Karel Gott: "in einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit ....." Diese Beweisführung ist sehr schwer bis hin zu aussichtslos. Und willst du ihm wirklich den Triumph gönnen, dass so ein Verfahren eingestellt wird, oder es zum Freispruch kommt?


    Du hast deine Lage mit zu vertreten. So ist das nun mal, wenn man immer wieder und wieder nachgibt und unfähig ist, Fakten zu schaffen.


    Anbi, Frase und auch meine Wenigkeit meinen es gut mit dir. Nur so falsch, wie dein Verhalten in den letzten Jahren war, so wenig zielführend sind jetzt auch deine Vorstellungen. Verbasele nicht wieder alles.


    Herzlichst


    TK

  • Es gibt Zeugen für seine Ausraster und vom letzten Angriff Bilder. Das ist aus 2018 als wir schon getrennt waren. Er ist mir in mein Zimmer hinterher und mich gewürgt. Da war dann das Fass voll. Ich habe mir das alles was ihr geschrieben habt, durch den Kopf gehen lassen. Ihr habt mit vielem Recht und ich weiss, dass es meine Emotionen und meine Wut

    auf ihn, mir im Weg stehen. Ich versuche runter zu kommen und rational zu denken.

    Ich danke euch.


    LG

  • Meine Liebe,


    der letzte Satz ist der vernünftigste, den ich von dir gelesen habe. Wirklich. Es bringt einfach nichts, wenn ein Fall sich so entwickelt hat wie dieser hier, nachzukarten. Und auch so etwas muss man psychisch durchstehen. Sonst wird es schlimmer, für dich. Hätte man gleich nach diesem Vorfall was getan, das wäre so meine Vorstellung von Aktivität gewesen. Dann hätte einem die Staaatsanwaltschaft geholfen, man hätte zivilrechtlich ein Kontaktverbot durchsetzen können, eben die ganze Palette, die es da gibt, ausreizen können. Aber jetzt? Das ist eben sehr schwierig. Und der Staatsanwalt wird sich nach der Zeit auch kein Bein ausreissen.


    Diese Fälle sind einfach aussichtslos. Es wird nämlich gefragt, warum damals nichts passierte, warum die Freunde nichts machten, und nun, plötzlich fällt das ein? Weisst du wie oft das passiert? Und dann fängt plötzlich das Geschrei an. Letztlich haben sich die Opfer diese andauernde Gewalt teilweise selbst zuzuschreiben. Dazu kommen dann die unzäühligen Fälle, in denen dann das Opfer hinterher doch die Treppe runter gefallen ist, die Frauen also alles zurücknehmen.


    Ich kann hier nicht sagen, tu es oder tu es nicht. Nur, ich sehe bei deiner nervlichen Verfassung da einfach keinen Sinn drinn. Ich hab hier mal was ganz allgemein über Gewalt in der Familie geschrieben. Lies dir das mal durch.


    Ein realer Fall: Ehepaar mit Kindern lebt am Rande der Asozialität, Mann arbeitslos, trinkt. Frau arbeitet als Putzfrau, ernährt die Familie. Irgendwann war ihr Fahrrad verschwunden, mit dem sie immer in den Dienst fuhr. Sie fragte den Ehemann, er hatte es vertickert, er geriet in Wut, prügelte sie mit Besenstiel so sehr, dass auch vorne einige Zähne nicht mehr da waren. Frau mit Kindern die Flucht ergriffen, war im Frauenhaus, die Anwältin erwirkte binnen zwei (!) Wochen bei Gericht die Zuweisung der vormals ehelichen Wohnung zur alleinigen Nutzung, das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder, Kontaktverbot/Annäherungsverbot. Die zwangsweise Entfernung des Mannes durch Gerichtsvollzieher mit polizeilichen Schutz stand an. Als alles klar war, stand der Mann mit einer roten Rose in der Hand vor dem Frauenhaus ..... rate mal, wer alles vergaß, mit fliegenden Fahnen in die Arme des Mannes rannte. 4 Monate später dasselbe Theater. Die Anwältin hatte keine Lust, den Zirkus nochmals mitzumachen. Also, Kollegin, machte das, nach einiger Zeit dasselbe. Beim dritten Mal hat es dann wohl geklappt, nur die Frau verstand überhaupt nicht, dass der Staatsanwalt so gar keine Lust mehr hatte, irgendwas zu verfolgen.


    Das ist die Situation auf der strafrechtlichen Seite. Bitte nicht vergessen: durch ein Strafverfahren wird der Strafanspruch des Staates umgesetzt, es geht nicht um persönliche Rachefeldzüge. Dafür ist der Steuerzahler nicht da. Er hilft gerne, unverzüglich nach so einem Vorfall, dann mit großem Aufwand wie Begutachtung der Verletzungen, Zeugenvernehmungen u.s.w. Aber nach zwei Jahren? Mit Aufnahmen, die wahrscheinlich nicht mal verwertbar sind? Warum haben die Zeugen denn bei dem Angriff zugesehen?


    Herzlichst


    TK

  • Hi,


    das ist ja wunderbar. Weisst du, es macht wenig Sinn, weiterhin frustrierende Erlebnisse zu sammeln. Und mach dir doch klar, der Mann ist pleite. Er ist gepfändet, er kann im Augenblick keinen Unterhalt zahlen. Und die paar Monate, um die es hier geht, es lohnt sich einfach nicht. Ich hoffe sehr, die Scheidung ist anhängig. Da keine gemeinsamen Kinder da sind, sollte sie dann auch in ein paar Monaten durchgezogen sein, und das wars dann. Du bist weit weg, alles klar. Und geh mal davon aus, dass kein Arbeitgeber auf Dauer so einen Zirkus mit Pfändungen mitmacht. Der ist da doch bald wieder draussen.,


    Und falls wieder mal so etwas passiert, dann zieh sofort die Konsequenzen. Mit Staatsanwaltschaft, zivilrechtlichem Vorgehen, eben mit allem. Denn niemand, wirklich niemand sollte so etwas auf Dauer erleiden müssen. Nur, ich gönne in so Fällen den Tätern einfach nicht den Triumph, wenn die Verfahren wegen Zeitablaufs einfach nicht mehr durchführbar sind. Das ist dann nämlich ein Freibrief. Und das sollte auch nicht sein.


    Herzlichst


    TK