Haus und nachehelicher Unterhalt

  • Nach 30jähriger Ehe steht nun die Scheidung an. Ich bin 55, mein Mann 57.
    Mein Mann ist aus unserem Haus, das uns beiden 50/50 gehört, ausgezogen. Wir haben uns entschlossen, das Haus, das schon länger abbezahlt ist, zu verkaufen. Zur Zeit lebe ich noch mit unserem erwachsenen Sohn in diesem Haus. Mein Wohnvorteil wird im Moment bei meinem Trennungsunterhalt berücksichtigt. Ich bin suf der Suche nach einer Wohnung, aber das ist halt gerade nicht einfach.
    Da ich auch nicht irgendeine Wohnung nehmen will, nur damit ausziehen kann, möchte ich folgendes wissen:

    Kann mich mein Noch-, in absehbarer Zeit Ex-Ehemann zwingen, aus dem Haus auszuziehen, damit es verkauft werden kann?

    Als unsere Kinder kamen, arbeitete ich die ersten 5 Jahre gar nicht (Erziehungszeit). Seither arbeite ich in Teilzeit. Steht mir nachehelicher Unterhalt zu? Wenn ja, wie lange kann ich damit rechnen?

    Wenn ich nun nach der Scheidung wieder Vollzeit arbeite und trotzdem nur ungefähr die Hälfte vom Verdienst meines Mannes verdiene, wie wirkt sich das auf diesen Unterhalt aus?

    Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.

  • Scheidung und Hausverkauf, sowas zieht sich hin.

    Ich denke, ein Jahr hast du mindestens noch.

    Zwingen kann er dich insofern, als er eine Zwangsversteigerung anleiern kann.

    Aber auch sowas zieht sich. Da kann man Einspruch einlegen usw...


    Nachehelicher Unterhalt ist Einzelfallentscheidung.

    An deiner Stelle würde ich mir einen Anwalt suchen, der das für dich ausfechtet.

    Ein paar Jahre könnten es wohl werden, je nach Hartnäckigkeit beider Parteien.

  • Hi,


    zunächst einmal ein Kompliment. Es ist schön, dass ihr euch im Prinzip einig seid, zumindest was das Haus angeht.


    So, grundsätzlich kann man ein Haus ja auch bewohnt verkaufen. was sich aber negativ auf den Kaufpreis auswirken kann. Es wäre also auch in deinem Interesse, das Haus entweder leer oder aber mit einem konkreten Räumungsdatum zügig zu veräußern. Klar, im Augenblick ist es vielleicht schwieriger als vor 10 Jahren, eine Wohnung zu finden. Allerdings doch primär bei Sozialwohnungen, da gibt es lange Wartelisten. Im übrigen ist das doch nicht so wahnsinnig problematisch. Und ein Sozialfall scheinst du ja nicht zu sein. Woran hakst es?


    Zunächst einmal kann der Mann dich nicht von jetzt auf gleich aus der Wohnung vertreiben. Aber: er kann die Vermögensauseinandersetzung zum Gegenstand des Scheidungsverfahrens machen. Ob erfolgreich, lasse ich mal dahin gestellt. Jedenfalls erfolgreich für die Anwälte, denn das führt zu einem enormen Kostenanstieg auf beiden Seiten. Oder, er kann nach der Scheidung eine Auseinandersetzungsversteigerung betreiben, was regelmäßig auch nicht zum optimalen Verkaufserlös führt.


    Beides würde ich nach Möglichkeit vermeiden. Mein Vorschlag: Du bist ja die sozial Schwächere in dieser Ehe. Wenn er eben das Haus schnell veräußern möchte, dann hat er ein massives Interesse daran, dass du eine Wohnung findest. Er soll Maklerkosten übernehmen; möglicherweise auch noch (darlehensweise) die Mietkaution. Wäre das ein Ansatz für dich?


    So, nun zum Unterhalt. Da ist es schwer, eine Prognose zu abzugeben. Das, was man so pauschal im Internet liest, ist insoweit sehr häufig falsch bzw. missverständlich. Nein, es gibt keinen Automatismus, nach welchem der sozial schwächere Partner ab Scheidung finanziell für sich alleine sorgen muss. Letztlich gibt es da vier Kategorien, die zu unterscheiden sind: Betreuungsunterhalt, weil ein Kind dieser Fürsorge bedarf (hat sich bei euch ja erledigt); Unterhalt wegen ehebedingter Nachteile; Unterhalt, um den ehelichen Lebensstandart noch eine gewisse Zeit aufrecht zu halten, Unterhalt wegen Krankheit. So, ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Diese Voraussetzungen können gleichzeitig mit unterschiedlicher Laufzeit gegeben sein, auch mit unterschiedlicher Höhe. Bei dir kämen die ehebedingten Nachteile und der Schutz des Lebensstandards in Betracht. Wie das finanziell aussieht, und wie lange, da spielen viele Faktoren rein. Bitte besprich das mit deinem Anwalt.


    So, ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.


    TK

  • Vielen Dank für Eure Antworten. Das beruhigt mich nun schon ein wenig.

    Eine Wohnung zu finden ist insofern schwierig, wenn man nicht weiß, was man sich zukünftig leisten kann. Und die erstbeste Bruchbude muss es auch nicht sein, bloß weil man dringend was braucht.