W E C H S E L M O D E L L

  • Hi,


    es kommt drauf an. Auf dem Papier sieht es toll aus, nur, es klappt oft nicht. Folgende Gründe:


    1. Es ist die teuerste Alternative.


    2. Die Eltern müssen sehr dicht zusammen wohnen, was in den seltensten Fällen Sache ist.


    3. Viele Kinder verkraften es nicht, ist zu viel Planung/Unruhe.


    Teuer ist es, weil man letztlich in zwei Haushalten ausgestattete Kinder haben muss. Denn man hat ja kaum Lust, alle 14 Tage mit einem vollen Koffer umzuziehen. Bei älteren Kindern also 2 PCs, Klamotten doppelt, eingerichtete Zimmer u.s.w. Das geht ins Geld.


    Die Kinder werden kaum alle 14 Tage die Schule wechseln. Das Freundesumfeld/Vereine u.s.w. muss bleiben, und unter gleichen Voraussetzungen erreichbar sein.


    Kinder brauchen Beständigkeit. Zu viel Unruhe, und der ständige Wechsel ist nun mal Unruhe, wird bei vielen Kindern problematisch. Und wenn sie dann mehrfach feststellen, dass irgend etwas Wichtiges (Schulsachen), was nicht doppelt existiert, beim anderen Elternteil ist, dann kann dieses Modell ganz schön auf den Senkel gehen. Auch sind es mitunter die Freunde leid, wenn sie immer beim falschen Elternteil klingeln, um das Kind zum spielen abzuholen.


    So, das sind die Sachen, die das Kind betreffen. Jetzt zu den Eltern. Die Eltern müssen beim Wechselmodell wirklich noch miteinander reden können, identische Erziehungsvorstellungen haben. Sonst funktioniert es auch nicht.


    Wenn alle Bedingungen erfüllt sind, die Kinder nicht mehr zu klein sind, dann spricht nichts dagegen. Es zumindest mal auszuprobieren. Und gucken, wie es sich entwickelt. Es gibt noch so viele andere Modelle, man kann da einfach kein Rezept ausstellen. Ich kenne einen Fall, die praktizieren seit Jahren ein Umgangsmodell zwischen NY und Wiesbaden. Kind lebt dort beim Vater, ist aber jedes Jahr 2 Monate im Sommer und über Weihnachten in Deutschland, und jedes 3. Jahr ist es ganz hier. Funktioniert prima.


    Umgekehrtes Beispiel: 2 Lehrer, trennen sich, wollen Wechselmodell praktizieren. Wohnen etwa 200 m auseinander, können noch miteinander reden. Wohnbedingungen optimal. Es wurde gestartet, als die Kids 12 und 10 Jahre alt waren. Nach zwei Jahren hatten die Kinder schleichend das pädagogisch soooo wertvolle Konzept abgeschafft (grins). Die Kleine lebte überwiegend beim Papa, die Große bei der Mutter. Hatten die Eltern irgendwie gar nicht gemerkt.


    Man muss es halt ausprobieren.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo,


    aus einem anderen Thema hierher Kopiert.


    Zitat
    Zitat von timekeeper Ich sehe das Geschlechterproblem eigentlich nur noch sehr selten.


    Ich kenne sehr viele Väter die gerne das Wechselmodell leben würden.


    Von Giffey &Co. wurde eine Studie in Auftrag gegeben ( Petra-Studie), um herauszufinden wie das Wechselmodell sich auf die Kinder


    auswirkt. Diese Studie wird einfach nicht veröffentlicht ( vielleicht ist das Ergebnis anders als die fest eingeprägten Denkmuster?).


    Ich werde unter "nichts zum Thema" mal das Thema "Wechselmodell" zum Meinungsaustausch eröffnen.


    edy




    Hi,


    so Studien dauern häufig etliche Jahre, gerade, wenn es um so ein komplexes Thema geht. Wobei ich die Sinnhaftigkeit einer solchen Studie bezweifele. Sie bringt ja den Einzelfall nicht weiter, einerlei, in welche Richtung.


    LG


    TK

    Hallo TK,


    die Studie soll bereits 18 Monate (oder länger) fertig sein.


    Es gibt bereit Erfahrungen zum WM in den nordischen Ländern ( positiv).


    Das WM sollte Leitmodell werden. ( dann wird weiter gesehen, ob die Voraussetzungen gegeben sind).


    Die FDP ist die einzige Partei die sich für das WM und eine Reformierung des Familienrecht einsetzt.


    edy

    edy, man kann nie aus einem anderen (Rechts)Kulturbereich irgend etwas blind übernehmen. In Deutschland funktioniert es einfach überwiegend nicht. Aus verschiedenen Gründen. Ich hab im anderen Thread darauf hingewiesen. Und es ist völlig einelei, was man als Leitmodell festlegt. Dann wird es eben Ausnahmen ohne Ende vom Leitmodell geben.


    LG


    TK

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  • Hi,


    man weiß also nicht, wann was wem vorliegt, die Studie meine ich. Außerdem muss nicht alles veröffentlicht werden. Ich tu mich auch mit dem Begriff "Leitmodell" schwer. Wie soll das rechtsdogmatisch eingeordnet werden? Wir arbeiten mit unbestimmten Rechtsmodellen, die dann auszufüllen sind in der Praxis. Diese unbestimmten Rechtsbegriffe lassen ja auch jetzt ein Wechselmodell zu, auch richterlich "verordnet." Überhaupt kein Problem. Das Problem ist nun mal die Umsetzung, und da scheitert es dann an den Punkten, die ich oben angeführt habe.


    Was auch immer weggedrückt wird, unterschätzt wird, das ist die Frage, inwieweit es einem Elternteil überhaupt zumutbar ist, mit dem anderen zu kommunizieren. Und das muss beim Wechselmodell nun mal sein.


    Wir haben zur Zeit eine eklatante Steigerung der Gewalt in der Familie, die sich in der Regel zwischen den Eltern abspielt. Schon vor Corona ging das Ministerium davon aus, dass etwa in 1/4 bis 1/3 von Beziehungen es zu körperlicher Gewalt kommt, in 98 % von Mann zu Frau. Durch Corona ist dieser Prozentsatz noch angestiegen. Ist es in so Fällen den Opfern möglich und zumutbar, noch in engstem Kontakt mit dem Täter zu stehen, und zwar über viele Jahre, um irgend etwas für das Kind zu regeln? Auch dieser Aspekt ist zu berücksichtigen, und die Gruppe der Betroffenen ist ja so groß, dass wir sie nicht einfach ignorieren können.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo TK,


    eine Studie unveröffentlicht zu lassen kann einem zu denken geben?


    Man könnte vermuten, dass das gewünschte Ergebnis anders ausgefallen ist ( auch die "Kirche" will ein Gutachten nicht veröffentlichen?).


    Natürlich ist das WM von vielem abhängig.


    Ein Gericht sollte m.E. das WM als Leitbild nehmen. Wer grundsätzlich gegen das WM ist, sollte nichts dagegen haben, dass das Kind/Kinder beim anderen Partner leben kann.


    Man würde m.E. dem Entfremden entgegen wirken.


    dass etwa in 1/4 bis 1/3 von Beziehungen es zu körperlicher Gewalt kommt, in 98 % von Mann zu Frau

    dem würde ich widersprechen:


    https://www.tagesschau.de/inla…lt-bka-statistik-101.html


    edy

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  • Hi,


    ein ganzer Berufszweig lebt von das Anfertigen von Studien für irgendwelche Ministerien. Ich frag mich immer warum, wenn man doch so viele Hausjuristen hat. Eigentlich ist völlig einerlei, was in der Studie drinnen steht, weil der Begriff "Leitbild" in der juristischen Methodenlehre keinen Platz hat. Unser "Leitbild" ist nach wie vor das Kindeswohl, was ja jedes denkbare Umgangsmodell/Wohnmodell umfasst.


    Den Anteil an häuslicher Gewalt hab ich eben aus diesem Ministerium. Wobei da ja vieles gar nicht an die Oberfläche kommt. Nur wenn wir all die Fälle raus rechnen, wo aus den oben genannten Gründen ein Wechselmodell gar nicht angedacht werden braucht, was bleibt da übrig?


    Herzlichst


    TK

  • Hallo in die Fachkundigenrunde,


    da es ja um einen Meinungsaustausch geht, werde ich mal meine Meinung dazu tun.


    Wir leben im Jahr 2021, betrachten wir also den Zustand im heutigen Deutschland und lassen mal die "restliche" Welt unberücksichtigt.

    Einigkeit sollte ja über das sogenannte Kindeswohl bestehen, nur eine allgemeingültige Definition gibt es dafür nicht.


    Geht man von der Normalität aus, dann haben Kinder ein Recht auf beide Elternteile, so diese nicht das Kindeswohl gefährden.

    Damit ist auch schon ein Grundbedürfnis benannt, welches die Eltern ja eigentlich zu einem zivilisierten Umgang nach einer Trennung auffordert.


    Jeder, der hier glaubt, dass diese Forderung erfüllbar ist, verkennt die menschliche Seele.

    Da helfen auch keine Studien, denn ich finde man kann Menschen nicht generalisieren, ihr Zusammenleben nicht an Leitmodell binden.

    Dies wird immer zu weiteren Konflikten führen.


    Was in der einen Lösung klappt, führt in einer anderen zum Chaos.

    Es geht nur individualisiert, den Einzelfall entsprechend.


    Thema ist ja das Wechselmodell, nur ein Modell unter anderen.

    Schön könnte man meinen, wenn es gelebt werden kann und die Kinder damit klarkommen.

    Es sprechen aber viele Aspekte (wie schon oben genannt) dagegen.


    Es bedarf einer riesigen Toleranz zwischen den Eltern, die sich aber ja eigentlich nicht mehr verstehen, sich getrennt haben.

    Das trifft natürlich auch für alle anderen Modelle zu, nur eben nicht in diesem Umfang.

    Ich kenne Väter und Mütter, die es einfach satt hatten über jeden Konflikt zu diskutieren.

    Die Kinder hatten keine Orientierung mehr, denn bei Vati war es so und bei Mutti eben anders.


    Schön für die Vielfalt, die einem Kind geboten wird, kommt dann oft als Argument.

    Das kann man aber auch ohne ein fixes Modell erreichen, man muss es leben können und das zeigt sich eben erst in der Praxis.


    Ich sehe daher alle diese Modelle und Studien mit sehr gemischten Gefühlen.

    Stimme TK in folgenden Satz zu...

    Man muss es halt ausprobieren.

    und dazu natürlich auch die Möglichkeit bekommen.


    Gruß


    frase

  • frase, das Problem ist doch, dass man ein Wechselmodell nur ausprobieren kann, wenn man noch miteinander sprechen kann. Und wenn man nicht mehr miteinander sprechen kann, dann kann man natürlich auch nichts ausprobieren, muss man dann aber auch nicht, einfach weil man ja beim Wechselmodell eben auch permanent kommunizieren muss.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo,


    Ich nehme mal folgenden Fall für weitere Überlegungen an :


    Beide Eltern möchten möglichst viel Zeit mit dem Kind verbringen, sie möchten sich viel selbst ums Kind kümmern.




    In der jetzigen Praxis sieht es aber so aus: ein Partner möchte dem anderen Partner das Kind nicht zu überlassen, ja oft es dem anderen Elternteil sogar entfremden,


    Das kann viele Gründe haben: ( egoistisch, Angst das Kind an den Partner zu verlieren, das Kind dem anderen Partner aus Hass/ Rache verweigern, den vollen Unterhalt zu bekommen ( dadurch vielleicht ein "einfacheres Leben" usw.).


    Wenn man das Kindeswohl wirklich oben anstellt, dann sollte man davon ausgehen "Kinder brauchen beide Eltern".


    Also immer zuerst die Möglichkeit des WM in Betracht ziehen.


    edy

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  • Also immer zuerst die Möglichkeit des WM in Betracht ziehen.

    Hallo edy,


    das ist mir einfach zu generalisiert. Ich würde eher an den Umgangsregelungen schrauben.

    Würde der Gesetzgeber hier klar zum Ausdruck bringen, dass jedes Elternteil etwa zur Hälfte für die Betreuung einstehen soll, dann könnten sich daraus dann die entsprechenden Modelle entwickeln.

    Klar hätte das auch Auswirkungen auf die finanzielle Seite.

    Der Ansatz hat aber den Vorteil, das erstmal beide Eltern im Boot sind und sich über die Zukunft verständigen müssten.

    Hier muss es Spielräume geben, die dann bei fehlenden Kompromissen eben vom Familiengericht zu entscheiden wären.


    Ich bin auch der Meinung, dass besonders bei sehr kleinen Kindern (0-1 Jahr) das WM eher ungeeignet ist.

    Hier müssten dann aber auch die Mutter dafür sorgen, das die Väter, die gerne Umgang hätten, dieser auch eingeräumt wird.


    Gruß


    frase

  • Hallo frase,


    Natürlich kann ich nicht alles in eine Antwort stecken, sonst wäre es eher ein Vortrag und keine Diskussion.


    Du müsstest dir mal die Sorgen (meist Väter) in den verschiedene Facebook-Gruppen anhören.


    Die Kinder wohnen bei der Mutter, der Vater zahlt. Die Kinder werden aber nicht ganztags von der Mutter betreut,


    nein die Kinder besuchen 6 Stunden den Kindergarten.


    In D ist es noch so: das selbst bei einer Betreuungsleistung von 60:40 % der zu 60%-Betreuende den vollen Unterhalt bekommt.


    Wenn ein Partner sich strickt gegen das WM ausspricht ,weil er sicher ist dass das Residenzmodell das einzig richtige für das Kindeswohl ist, dann sollte das Kind dem anderen Partner zugesprochen werden können.


    Deshalb meine Meinung; WM als Leitmodell ( dann wird geprüft ob es überhaupt machbar ist).


    edy

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  • edy, Papier ist geduldig und auch der Bildschirm. Da kann viel geredet/geschrieben werden. Man sollte sich mal die Mühe machen, zu schauen, bei wie vielen überhaupt theoretisch die Voraussetzungen für ein Wechselmodell vorliegen. Das ist nämlich kaum der Fall. Und Leitmodelle, sorry, ich reagiere sehr sensibel in die Einmischung in die richterliche Unabhängigkeit. Die ist eine Säule unseres Staates. Die Richter können das Wechselmodell anordnen, nur sie müssen überzeugt sein, dass es funktioniert. Und das ist eben in der Regel nicht der Fall.


    LG


    TK

  • Wenn man versucht die Problematik auf die Basics zu reduzieren, bleibt oft die ungerechte Verteilung der Betreuungszeit und Unterhaltsproblematik über.


    Kann man diese beiden Faktoren aber gelöst voneinander betrachten?


    Beides sollte unbedingt reformiert werden.


    Warum kann man nicht den Unterhaltsbedarf eines Kindes als Basis ermitteln und dann wie ab 18 Jahre die Berechnung angehen.

    Verwerfungen würden abgeschliffen und der Aspekt, Zahlelternteil und Betreuungselternteil würde an Bedeutung verlieren.


    Ich lese oft, dass zahlende Elternteile sehr unzufrieden mit der Situation sind, denn es gibt keine Transperenz, was mit den Zahlungen erfolgt.

    Auch die Berechnung ist für mich ein "gestriges" Instrumentarium.

    Ein Elternteil bekommt einen Selbstbehalt "zugesprochen", der andere braucht nicht mal Rechenschaft über die Verwendung ablegen.


    Würde die Betreuungszeit nach einer Trennung als Ausgangssituation auf beide Eltern gleich verteilt, könnten die Eltern prüfen, wie Sie das dann regeln.

    Findet man keine gemeinsame Lösung, entscheiden eben die Familiengerichte.

    Es sollte aber Waffengleichheit bestehen und die Ergebnisse solcher Entscheidungen müssten fortlaufend überprüft werden können.


    Sicher kann man an der aktuellen Situation etwas verbessern,

    es geht ja um das Kindeswohl.


    Gruß


    frase

  • Hallo frase,


    Bei den Studien geht es ja auch darum was "machbar" ist. Die "nordischen Länder" sind da schon etwas weiter,


    Eine Umstellung auf ein neues System braucht natürlich seine Zeit. Aber eine generelle Ablehnung ist überhaupt nichts wert.


    Beim WM hätten beide Elternteil genügen Zeit, durch Arbeit den Unterhaltsbedarf der Kinder zu verdienen.


    Das jetzige System gibt einem Partner viel zu viele Anreize gegen ein WM zu sein.


    Übrigens: ich habe mit sehr vielen Elternteilen (meist Väter) gesprochen. Die sich gerne mehr in die Betreuung der Kinder einbringen würden ( und auf finanzielle Vorteile durch z.B. Karriere verzichten wollen).



    edy

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  • edy, die Frage des Wechselmodells stellt sich einem Gericht in der Regel doch gar nicht, weil die oben genannten Voraussetzungen gar nicht vorliegen. Da muss man doch keine untauglichen Versuche starten.


    frase, das mit der Rechenschaft für Unterhaltszahlungen, das geht nun mal völlig an der Wirklichkeit vorbei. Warum soll ich erklären, dass das Kind in der Woche vielleicht 1/4 Pfund Butter isst, dass ich im 5 € fürs Kino gegeben habe oder was sonst? Es gibt eine Erhebung des Familienministeriums, etwa 15 Jahre alt mit dem Thema, was Kinder so kosten. Schon damals kam man dahin, dass die Kosten im Minimum (Neugeborenes) 400 € im Monat betragen. Incl. Möbeln, anderen Großanschaffungen, Warmmiete u.s.w. Es ist also müßig, über irgendwelche Nachweise zu sprechen, wenn ohnehin nur das Minimum nach dieser Berechnung gezahlt wird. Und ich gehe mal davon aus, dass Kinder in den letzten Jahren nicht preiswerter geworden sind.


    Und, das Betreuungselternteil leistet doch seinen Teil am Unterhalt, eben durch Betreuung, durch Verzicht auf Karriere, glaub mir mal, das ist sein Geld wert. Und wenn dieses Elternteil deutlich mehr verdient als die andere Seite, dann wird es ja auch in die Unterhaltsberechnung mit einbezogen.


    Ich hab seinerzeit mit Erstaunen festgestellt, wie viel Kinder doch verdeckt kosten, nachdem sie ausgezogen waren. Hatte Angst, weil ich ihr Studium alleine finanziert habe, auch unterhaltstechnisch. War gar nicht so schlimm, weil eben sehr viele Kosten zu Hause einfach wegfielen.


    Herzlichst


    TK

  • edy, die Frage des Wechselmodells stellt sich einem Gericht in der Regel doch gar nicht, weil die oben genannten Voraussetzungen gar nicht vorliegen. Da muss man doch keine untauglichen Versuche starten.

    Es geht doch darum ob ein WM in der Zukunft sich etablieren könnte ( geht doch in einigen Ländern schon ganz gut).


    Das Gericht sollte die Möglichkeiten prüfen.


    Der Gedanke sollte sein: "erstmal vom WM ausgehen, dann sehen ob dies möglich ist".


    Und, das Betreuungselternteil leistet doch seinen Teil am Unterhalt, eben durch Betreuung


    wenn durch die Politik die Rahmenbedingungen geschaffen werden, dann können beide Elternteile je zur Hälfte betreuen,


    ihn der " Nichtbetreuungszeit " können beide arbeiten.


    Die FDP ist da auf einem guten Weg.


    edy

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  • Hi,


    hast du mal geguckt, wie viel Elternteile so dicht zusammen wohnen, ein paar hundert Meter entfernt, wie oft überhaupt noch gesprochen werden kann? Wenn sich die Elternteile schon auf dem Gerichtsflur wie die Kesselflicker streiten, wie soll das dann hinterher gehen? Man kann im Prinzip sagen, dass in den Fällen, die vor Gericht kommen, schon aus einer Fülle von Gründen (etwa die Entfernung, die finanziellen Gründe u.s.w.) es gar keiner Prüfung bedarf. Es wird nicht funktionieren.


    LG


    TK

  • Hallo TK,


    Ja das sind alles Probleme.


    Das Ziel sollte aber das WM sein.


    Das Residenzmodell gibt doch oft geradezu den Anreiz "einen auf Rabatz zu machen".


    Es wurden auch schon mal Tipps von einer RA-in verbreitet, wie man das WM verhindern kann. Motto: schaffe Entfernung, sorge möglichst für schlechte Kommunikation ( das kann man auch in mütter-lastigen Facebook-Gruppen nachlesen.).


    Mir geht es besonders darum: der Gedanke "das Kind gehört zur Mutter), muss aus den Köpfen der Politik/Justiz raus.


    edy

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  • Guten Morgen,


    bereits in dieser Runde erkenne ich die zahlreichen Vorbehalte, was alles gegen ein Wechselmodell spricht. Das erstaunt mich und ich halte sie allenfalls teilweise für valide. Denn man muss immer die Alternative im Blick haben, wenn man gegen das Wechselmodell argumentiert. In sehr vielen Fällen ist die Alternative "erweiterter Umgang", weil es ja angeblich sehr essentiell fürs Kindeswohl sei dass das Kind umfangreichen Kontakt zu beiden Elternteilen hält. Auch da wechseln die Kinder, auch da wohnen sie bei beiden Elternteilen, nur dass den Kindern eben suggeriert wird, dass ein Elternteil der wertvollere ist und der andere nicht, und die Kompetenzen eines Elternteils per Gesetz beschnitten werden (er zahlt ja nur und betreut nicht), de facto sich dieser Elternteil aber dennoch kümmern muss. Ich halte das für grundverkehrt.


    Zu den Argumenten:


    1. Eltern wohnen nicht nahe beieinander > ja, dann passt ein Leitbild WM nicht. Dann passt aber auch kein erweiterter Umgang. Wir müssen da hinkommen, dass der wegziehende Elternteil nicht einfach beim Wegzug das Kind mitnehmen kann.


    2. Es wird Ausnahmen ohne Ende geben: Ja, das mag sein, und die meisten Ausnahmen werden durch die Eltern selbst definiert werden. Gerichtlich ist es aber etwas völlig anderes, wenn erst einmal vermutet wird dass das WM gut fürs Kind ist und Ausnahmen gerechtfertigt werden müssen. Ich erlebe es ja selbst vor Gericht, wie zermürbend es ist, ständig gegen die Hetze der Gegenpartei zu argumentieren, dass eine gemeinsame Elternschaft funktioniert. Als WM-Befürworter bist du de facto in der Beweispflicht, während du als Residenzmodellbefürworter mit dem größten Schwachsinn um die Ecke kommen kannst. Streit wird bei uns vor Gericht belohnt!


    3. Kinder brauchen Beständigkeit: Mag sein. Aber die örtliche Beständigkeit gibt es nach einer Trennung ohnehin nicht mehr. Kinder brauchen eben auch Beständigkeit darin, dass beide Eltern auch Eltern bleiben und fest verankert in ihrem Leben sind. Ich halte das für wichtige als die örtliche Beständigkeit. Auch hier wieder der Vergleich zum erweiterten Umgang, in dem i.d.R. häufiger gewechselt wird. Auch hier bekomme ich selbst mit, dass es genau diese häufigen Wechsel sind, die vieles schwer machen. Weniger Wechsel, mehr Zeit am Stück einem Elternteil, ist für viele Kinder gut.


    4. Es bedarf riesiger Toleranz zwischen den Eltern: Die ist förderlich, ja. Aber das gilt für jedes Betreuungsmodell.


    Simples Argument für ein Leitbild: Wenn es eines gibt, dann werden sich viele Eltern, die momentan noch unversöhnlich vor Gericht landen, daran orientieren. Einfach weil es mit einem Leitbild schwieriger wird, eine eigene abweichende Position zu verargumentieren, falls es keine echten, harten Argumente gibt. Längerfristig führt es dazu, dass man schräg angeschaut wird, wenn man sich dem verweigert. Das erzeugt sozialen Druck. Wer der Meinung ist, dass es für ein Kind im Durchschnitt gut ist, auf beide Eltern als Ressourcen zurückgreifen zu können, sollte daher mit einem Leitbild Wechselmodell keinen Fehler machen.


    Im derzeitigen Modell wird nur behauptet, dass alles am Kindeswohl orientiert ist. Das glaube ich nicht, und es kann jedoch meistens gar nicht erfolgreich sein, denn das Helfersystem muss regelmäßig daran scheitern, "das Beste" fürs Kind zu ermitteln. Recht zuverlässig kann noch ermittelt werden, was "schlecht" oder "eine Gefahr" fürs Kind ist. Der Staat täte daher gut daran, sich gar nicht erst auf dieses Spiel einzulassen. Außerdem hat unser derzeitiges System de facto ein Leitbild "Residenzmodell", weil Abweichungen davon ausführlichst begründet werden müssen, statt Abweichungen vom WM zu begründen. Ich finde es daher absolut verlogen.

  • Hallo BeideElternist gut,


    ich freue mich dass du hier am Gedankenaustausch teilnimmst.


    Auch das Argument "es ist teuer, alles muss doppelt vorgehalten werden", stimmt zwar einerseits,


    aber es ist dem Kindeswohl/Umgang bestimmt nicht förderlich, wenn es beim betreuenden Elternteil "alles hat was es braucht" (eigenes Zimmer, PC, Sound usw.) hat, und dann wenn es zum Umgangs-Elternteil geht, nicht desgleichen vorfindet.


    edy

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    z.B. "Hallo"
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